3. Jahrestagung 2013 in Heidelberg – Rückblick

Die dritte Jahrestagung des Arbeitskreises Südasien in der Deutschen Gesellschaft für Geographie (DGfG) fand am 25. und 26. Januar 2013 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg statt. Gastgeber war die Abteilung Geographie des Südasien-Instituts (SAI), das als interdisziplinäres Zentrum für Forschung und Lehre über Südasien im Jahr 2012 sein 50. Jubiläum feierte.

Ziel der Jahrestagung ist es, Berichte aus Schule/Lehre und Praxis sowie aktuelle Forschungsergebnisse aus der gesamten Bandbreite des Fachs zu diskutieren. Somit wird der Dialog über aktuelle Entwicklungen in der sich rapide wandelnden Region Südasien gestärkt. Insgesamt 14 Vorträge und eine Keynote beleuchteten die aktuellen Entwicklungen in Südasien aus geographischer Perspektive.

Rund vierzig Teilnehmer trafen sich zur dritten Jahrestagung des Arbeitskreises Südasien in der Deutschen Gesellschaft für Geographie (DGfG). Gastgeber war in diesem Jahr die Abteilung Geographie des Südasien-Instituts in Heidelberg. Angeregt von 15 Fachvorträgen diskutierten Wissenschaftler aus der Geographie und ihren Nachbardisziplinen sowie Praktiker aus der Entwicklungszusammenarbeit aktuelle Herausforderungen in Südasien.

Ein Schwerpunktthema war dabei der Bereich Energie. „Erneuerbare Energien sind bislang die größte Erfolgsstory der nachhaltigen Entwicklung“, erklärte Michael Köberlein (Bonn) in seinem Key Note-Vortrag. Der Referent des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beleuchtete das Thema Energie aus entwicklungspolitischer Sicht. Eingerahmt wurde der Vortrag durch Ausführungen von Thomas Hennig (Marburg) zu den Herausforderungen, die Indien bei der Energieversorgung zu bewältigen hat, und Daniel Karthe (Magdeburg), der in seinem Vortrag auf die großen Wasserkraftvorhaben in Südasien einging. So ergab sich ein spannendes Bild der Chancen, aber auch der Konfliktpotentiale im Energiesektor. Aufgrund des Wirtschaftswachstums gibt es eine große Dynamik in diesem Segment und der Bedarf ist riesig: So haben allein in Indien über 400 Millionen Menschen keinen Zugang zu elektrischem Strom.

Neben dem Thema Energie spiegelten die Vorträge die Vielfalt der aktuellen geographischen Forschung zu Südasien. So zeigte Matthias Schmidt (Hannover) am Beispiel der ethnischen Gruppe der Baltis in Nordpakistan die große Persistenz kolonialer Diskurse auf, die bis zum heutigen Tag die Außensicht auf diese Bevölkerungsgruppe prägt. Inwiefern die Zugehörigkeit zu einer bestimmten ethnischen Gruppe im Rahmen von Autonomiebestrebungen instrumentalisiert wird, diskutierte Basabi Khan Banerjee (Braunschweig) am Beispiel der Gorkhaland-Bewegung in Nordindien. Räumliche Konflikte kleineren Maßstabs standen beim Vortrag von Helene Grenzebach (Göttingen) im Mittelpunkt. Sie analysierte Akteure sowie deren Interessen und Strategien zur Nutzung des öffentlichen Raums in Hyderabad, Indien. Marcus Nüsser (Heidelberg) zeigte in seinem Vortrag zu Gletscherveränderungen im Himalaya eindrücklich, dass es nicht möglich ist, allgemeine Aussagen zum Verhalten der Gletscher in der Gebirgsregion zu treffen und forderte einen differenzierten Blick auf regionale Besonderheiten. Die unzureichende Beteiligung der lokalen Bevölkerung bei der Einrichtung des Baikka Beel Schutzgebiets in Bangladesch wurde von Nahreen Islam Khan (Freiburg) thematisiert, bevor Tatjana Thimm (Konstanz) Trends und Problemfelder des Tourismus aus und nach Indien vorstellte.

Der zweite Tag der Konferenz begann mit einem Vortragsblock zu Risiken durch Naturgefahren und der Bewältigung von Katastrophen. Pia Hollenbach (Zürich) warf einen kritischen Blick auf den Wiederaufbau nach dem Tsunami in Sri Lanka und stellte die komplexen Beziehungen zwischen Spendern und Begünstigten in den Mittelpunkt ihrer Untersuchungen. Thomas Lennartz (Heidelberg) thematisierte das lokale Wissen der ländlichen Bevölkerung in Westnepal über Hangrutschungen. Im selben Untersuchungsgebiet führte Johannes Anhorn (Heidelberg) erste Untersuchungen zur Verwundbarkeit der Gebäudestrukturen gegenüber Erdbeben durch, von denen er in seinem Vortrag berichtete. Zum Abschluss der Tagung standen die besonderen Herausforderungen in den urbanen Räumen Südasiens im Mittelpunkt. Während Benjamin Etzold (Bonn) Einblicke in die Street Food Governance in Dhaka bot, widmete Johannes Bertsch (Freiburg) sich der Zukunftsorientierung Jugendlicher in Bangladesch. Abschließend präsentierte Mareike Kroll (Köln) Einblicke in ein Forschungsvorhaben zur Verbesserung der Gesundheitsberichterstattung in Pune, Indien.

Auf der Mitgliederversammlung des Arbeitskreises wurde zunächst ein Überblick über die Aktivitäten des letzten Jahres geboten. Dazu gehörte die Jahrestagung in Marburg und ein Treffen auf dem IGC 2012 in Köln, bei dem der Arbeitskreis sich auch vielen internationalen Teilnehmern präsentierte. Die Mitgliederzahl hat im letzten Jahr die Fünfzigermarke überschritten. Bei den Wahlen zum Sprecherkreis wurden Carsten Butsch (Köln), Martin Franz (Marburg) und Mareike Kroll (Köln) wiedergewählt. Neu im Sprecherkreis ist Gregor Falk (Freiburg), der die nächste Jahrestagung an seinem Institut organisieren wird. Ausgeschieden aus dem Sprecherkreis sind dafür Thomas Lennartz (Heidelberg) und Daniel Karthe (Magdeburg), die beide nicht mehr zur Wiederwahl standen.

Neu beschlossen wurde der Aufbau einer eigenen Online-Schriftenreihe. Diese soll aktuelle Einblicke in Forschungsprojekte in Südasien zu ermöglichen. Um einen möglichst großen Leserkreis zu erreichen, werden die Beiträge über SavifaDok, dem DFG-geförderten Open-Access Dokumentenserver der Virtuellen Fachbibliothek Südasien, kostenlos zugänglich sein. In Zukunft werden Beiträge der Mitglieder auf den Arbeitskreistreffen in Form von Extended Abstracts in einem jährlichen Sammelband zusammengefasst. Zusätzlich besteht darüber hinaus die Möglichkeit, neuere Beiträge zur Südasienforschung in weiteren Bänden ausführlicher zu behandeln.

Martin Franz, Mareike Kroll und Thomas Lennartz

Programm und Abstracts der Tagung finden Sie hier.