Von 27. bis 28. Januar 2017 fand die siebte Jahrestagung des Arbeitskreises Südasien in der Deutschen Gesellschaft für Geographie (DGfG) statt. Gastgeber Matthias Schmidt konnte insgesamt 33 TeilnehmerInnen an der Universität Augsburg begrüßen. Der Arbeitskreis hat inzwischen achtzig Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ein Großteil dieser Mitglieder ist an Universitäten tätig, der Arbeitskreis zählt aber auch LehrerInnen und PraktikerInnen aus Unternehmensberatungen oder der Entwicklungszusammenarbeit zu seinen Mitgliedern.
Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung des Forschungspreises „Geographien Südasiens“ für die beste geographische Abschlussarbeit zu Südasien – dieser wurde dieses Jahr an gleich zwei NachwuchswissenschaftlerInnen vergeben: Annabelle Jaggi und Marc Herter. Beide präsentierten ihre Arbeiten in Vorträgen, die zu angeregten Diskussionen führten. Die Masterarbeit von Annabelle Jaggi trägt den Titel „Affirmative action practices by development actors targeting Dalits in Nepal. Shedding light on theory and practice using the case study of Helvetas’ Employment Fund” und wurde von Ulrike Müller-Böker und Miriam Wenner betreut. Die Masterarbeit von Marc Herter trägt den Titel „Development as spectacle: Understanding post-war urban development in Colombo, Sri Lanka. The case of Arcade Independence Square“ und wurde von Pia Hollenbach und Benedikt Korf betreut. Beide Arbeiten entstanden an der Universität Zürich und werden voraussichtlich in der Schriftenreihe des AK Südasiens veröffentlicht. Die PreisträgerInnen erhielten jeweils einen Büchergutschein vom Steiner Verlag und ein Jahresabonnement für die Zeitschrift ‚Geographische Rundschau‘.
Die Vorträge der Jahrestagung waren in sechs Blöcke unterteilt: Am Freitag wurde über ‚Migration‘, ‚Bildung‘ sowie ‚Konsum und Wertschöpfungsketten‘ gesprochen; am Samstag waren die Sessions mit ‚Rurale Welten‘, ‚Urbane Welten‘ sowie ‚Entwicklungsforschung und Tourismus‘ überschrieben. Den Anfang in der Migrationssession machte Andreas Benz (Augsburg). Er sprach über die Frage der Mobilitätsgerechtigkeit im pakistanischen Karakorum. Raphael Schwegmann (Münster) stellte seine Arbeit zu Recht und Wirtschaft in südasiatischen Migrationsgeschichten vor. Carsten Butsch (Köln) präsentierte Ergebnisse seines Habilitationsprojektes zu indischen MigrantInnen in Deutschland und ihren Netzwerken. In dem Themenblock ‚Bildung‘ zeigte zunächst Annika Seitz (Köln) die Netzwerke von indischen Studenten auf, die in der Vergangenheit als Austauschstudierende in Deutschland waren. Tobias Aberle (Heidelberg) ging der Frage nach, ob „Entrepreneurship Training“ eine Zukunftsperspektive für sozial-benachteiligte Jugendliche im ländlichen Bihar (Indien) bietet. Basabi Khan Banerjee (Hannover) sprach über die Veränderungen des Schulfachs Geographie in Indien. Den spannenden Zusammenhang aus Lebensstilen, Konsumdynamiken und Klimawandel diskutierte Lutz Meyer-Ohlendorf (Potsdam/Köln) im ersten Vortrag der Session ‚Konsum und Wertschöpfungsketten‘ am Beispiel von Hyderabad (Indien). Shantonu Abe und Amelie Bernzen (Köln) stellten schließlich ihr laufendes DFG-Projekt zu den Lebensgrundlagen von indischen Kleinbauern, die Bio- oder Fairtradeprodukte herstellen, vor.
Der erste Vortrag am Samstag wurde via Video zugeschaltet: Stephanie Leder (Kathmandu) konnte nicht persönlich anwesend sein und berichtete so aus der Ferne über ihre Arbeiten zu den Auswirkungen der Emigration auf die landwirtschaftlichen Strukturen in der östlichen Gangesebene. Der zweite Vortrag der Session ‚Rurale Welten‘ handelte vom landwirtschaftlichen Wandel im pakistanischen Karakorum. Michael Spies (Berlin) analysierte dazu die Rollen unterschiedlicher Aktanten. Anschließend stellte Raphael Pinheiro Machado Rehm (Augsburg) die Ergebnisse von Untersuchungen zur landnutzungsspezifischen Variabilität von Bodeneigenschaften in einem Kopfeinzugsgebiet in den West Ghats (Indien) vor, die er zusammen mit Christoph Bail, Peter Fiener (beide Augsburg), M.S. Bhallamudi (Chennai) und S. Kumar (Pune) erarbeitet hat. In der Session ‚Urbane Welten‘ machten Peter Dannenberg und Alexander Follmann (beide Köln) den Anfang. Peter Dannenberg präsentierte eine Studie zur Urbanisierung in Faridabad (Indien), die Methoden der Fernerkundung mit Begehungen und Interviews zusammenbringt. Thematisch daran anschließend stellte Manisha Jain ihre gemeinsamen Ergebnisse mit Xiaoping Xie (beide Dresden) zur informellen Urbanisierung und dem Einfluss der Stadtplanung vor. Die sich verändernden Ernährungspraktiken urbaner Mittelschichten in Bangalore wurden von Mirka Erler (Göttingen) analysiert. Mit einem programmatischen Vortrag begann Markus Keck (Göttingen) die Themensitzung zu ‚Entwicklungsforschung und Tourismus‘. Er sprach über eine Neuausrichtung der geographischen Entwicklungsforschung. Abschließend hielt Tatjana Thimm (Konstanz) einen Vortrag über nachhaltigen Tourismus in Kerala und ging dabei der Frage nach, ob dieser als Modell für andere Regionen dienen könne.
Die Mitgliederversammlung stand in diesem Jahr im Zeichen der Diskussion um die Zukunft des Arbeitskreises: Es wurde debattiert, ob der Arbeitskreis sich eine festere Struktur geben und dazu ein eingetragener Verein gegründet werden solle. Bei den anwesenden Mitgliedern überwog diesbezüglich aber die Skepsis, so dass der Arbeitskreis nun in seiner bisherigen Struktur weitergeführt wird. Weitere Themen der Mitgliederversammlung waren die Vorbereitung weiterer gemeinsamer Themenhefte in Fachzeitschriften, die AK-Webseite, die durch Alexander Follmann (Köln) umfangreich erneuert wurde, und die Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit. Bei den jährlichen Wahlen des Sprecherkreises wurden Carsten Butsch (Köln), Alexander Follmann (Köln), Martin Franz (Osnabrück), Markus Keck (Göttingen) und Julia Poerting (Heidelberg) als SprecherInnen bestätigt. Matthias Schmidt (Augsburg) schied aus dem Sprecherkreis aus. Die achte Jahrestagung des Arbeitskreis Südasien wird am 19. und 20. Januar 2018 am Geographischen Institut der Universität zu Köln stattfinden.