4. Jahrestagung 2014 in Freiburg – Rückblick

Die 4. Jahrestagung des Ak Südasien fand am 24. & 25. Januar 2014 in Freiburg statt. Gastgeber war das Institut für Geographie und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule. In insgesamt 13 Vorträgen wurden aktuelle Forschungsergebnisse aus den Bereichen Ökonomie, Gesellschaft, Bildung, Risiken & Land Management und Urbanisierung vorgestellt.

Am 24. und 25. Januar 2014 fand an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg die vierte Jahrestagung des Arbeitskreises Südasien statt. Gastgeber waren in diesem Jahr Gregor Falk und sein Team vom Institut für Geographie und ihre Didaktik. Der Arbeitskreis Südasien versteht sich als Plattform für den Austausch von Geographinnen und Geographen, deren Arbeitsschwerpunkt in Südasien liegt. Ausführliche Zusammenfassungen der Vorträge („extended abstracts“) der Veranstaltung werden in der Schriftenreihe des Arbeitskreises veröffentlicht, die digital auf der Publikationsplattform SavifaDok erscheint.

In der ersten Sitzung der diesjährigen Tagung wurden wirtschaftsgeographische Arbeiten zu Indien und Pakistan vorgestellt. Julia Poerting (Heidelberg) referierte über ökologische Landwirtschaft in Pakistan und nahm dabei die Akteursverflechtungen und Wissenszirkulation in diesem Wirtschaftszweig in den Blick. Die Folgen der Öffnung des indischen Lebensmitteleinzelhandels für ausländische Direktinvestitionen analysierte Martin Franz (Bayreuth/Marburg), wobei deutlich wurde, dass diese Liberalisierung nach wie vor durch verschiedene Regularien eingeschränkt wird. Die Liberalisierung der Indischen Wirtschaft und der zunehmende Einfluss der Globalisierung waren auch Metathemen des nachfolgenden Vortragsblocks, der sich mit Entwicklung und Gesellschaft befasste. Clemens Jürgenmeyer (Freiburg) wies nach, dass die Liberalisierung der indischen Wirtschaft nicht die erhofften Effekte in der Armutsbekämpfung gebracht hat. Insbesondere konnte keine Steigerung der Arbeitsplätze im formellen Sektor erreicht werden, so dass das indische Wirtschaftswachstum ein „jobless growth“ darstellt. Das Kastensystem, häufig als Entwicklungshemmnis beschrieben, war Gegenstand des Vortrags von Klaus-Dieter Hupke (Heidelberg). Anhand eines Fallbeispiels aus Karnataka zeigte er, welche Bedeutung das Kastensystem heute noch im ländlichen Indien hat. Arbeitsmigration und ihre Folgen für periphere Regionen in Nepal sind Gegenstand eines aktuellen Forschungsprojektes, das Alice Kern (Zürich) vorstellte. Dabei wurde deutlich, dass Migration für viele Haushalte des Untersuchungsgebietes als wichtige Einkommensquelle gesehen wird, während für die Daheimgebliebenen das Arbeiten in anderen Ländern eine nicht nachvollziehbare Erfahrung bleibt. Dies zieht teilweise eine Entfremdung zwischen Arbeitsmigranten und Daheimgebliebenen nach sich.

Eine eigene Sitzung befasste sich mit geographiedidaktischen Themen. Zunächst stellten Johannes Bertsch-Joas und Gregor Falk (Freiburg) ein laufendes Projekt zum Austausch von hochschuldidaktischen Konzepten zwischen Deutschland und Bangladesch vor. Stephanie Leder (Köln) diskutierte die Widersprüche zwischen traditionellen Unterrichtspraktiken in Indien und dem Anspruch einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dabei zeichnete sie nach, wie bestimmte Ideen auf internationaler Ebene Lehrpläne auf nationaler Ebene punktuell beeinflussen, wenngleich eine breitere Implementierung aufgrund systemischer Rahmenbedingungen schwierig bleibt.

An der Schnittstelle zwischen Humangeographie und Physischer Geographie bewegten sich die Vorträge von Basabi Khan Banerjee (Braunschweig), Thomas Lennartz (Heidelberg) und Florian Wilken (Köln). Die Erstgenannte analysierte die Herausforderungen und Chancen eines Katastrophenmanagements in Indien. Hierfür skizzierte sie die institutionelle Entwicklung des Katastrophenschutzes in den letzten Dekaden. Im zweiten Vortrag dieses Themenblocks wurde das Spannungsfeld zwischen Hangrutschungen, Straßenbau und Siedlungsentwicklung in Nepal thematisiert. Thomas Lennartz legte dar, welche Auswirkungen der Bau eines durch die deutsche Entwicklungshilfe geförderten Projekts zur Schaffung eines hochgradig gefährdeten Marktfleckens hat. Im dritten Vortrag wurde eine fernerkundungsbasierte Studie zu Landnutzungs- und Landbewirtschaftungswandels in Südindien vorgestellt. Florian Wilken zeigte dabei inwieweit multitemporale Satellitenbildszenen geeignet sind, kleinräumige Veränderungsprozesse nachzuvollziehen. In der abschließenden Sitzung wurden stadtgeographische Fragestellungen diskutiert. Alexander Follmann (Köln) sprach über die Bedeutung von Informalität in der Planung städtebaulicher Großprojekte in Delhi. Dabei ging er auf die Umweltgesetzgebung in Bezug auf die Nutzung der Yamuna-Aue in Delhi ein. Kirsten Hackenbroch (Freiburg) analysierte die Machverhältnisse in informellen Governance-Strukturen in Dhaka. Sie stellte anhand unterschiedlicher Beispiele dar, welche komplexen, informellen Prozesse Stadtentwicklungsprozesse in einer schnell wachsenden Megastadt steuern. Land Grabbing in der Stadtrandzone Delhis waren das Thema des Vortrags von Carsten Butsch und Clemens Greiner (Köln). Dabei skizzierten die Referenten die Situation der ansässigen Bevölkerung vor dem Hintergrund der Gesetzgebung zu Enteignungsverfahren in Indien.

Im Rahmen der Mitgliederversammlung erfolgte ein Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr 2013. Erstmals wurde neben der Jahrestagung auch ein Treffen auf dem Geographentag durchgeführt, die Mitgliederzahl stieg auf über achtzig und es konnten zwei Themenhefte zu Südasien (ASIEN – The German Journal on Contemporary Asia) bzw. Indien (Geographische Rundschau) durch Mitglieder des Arbeitskreises initiiert werden. Für die zukünftige Arbeit wurden folgende Beschlüsse gefasst: Ab der nächsten Jahrestagung wird durch den Arbeitskreis ein Preis für die beste Abschlussarbeit (Master/Diplom/Staatsarbeit) zu Südasien vergeben. Ausgezeichnete Arbeiten sollen auch in der Schriftenreihe des Arbeitskreises veröffentlicht werden. Bei den jährlichen Wahlen des Sprecherkreises wurden Carsten Butsch (Köln), Martin Franz (Bayreuth/Marburg) und Mareike Kroll (Köln) als Sprecher bestätigt. Nach drei Jahren Pause kehrt Markus Keck (Göttingen) in den Sprecherkreis zurück. Vervollständigt wird das Sprecherteam außerdem um Julia Poerting, die sich vor allem um die Schriftenreihe und den Preis kümmern wird.

Martin Franz (Bayreuth/Marburg) und Carsten Butsch (Köln)

Das Programm der Tagung finden Sie hier.